Winter
Ein spannendes Jahr liegt noch vor uns. Noch ahnt niemand, dass es ein Jahr wie kein anderes werden soll und welche Einschränkungen auch uns Gärtner*innen treffen werden.
Im Januar starten wir wie gewohnt mit einem Planungstag. Die Gruppe ist da relativ klein und wir überlegen, was wir realistisch schaffen können. Klar ist, dass auf jeden Fall neue Aktive gewonnen werden sollen. Es werden Pläne geschmiedet, wie die Beete gestaltet, welche Veranstaltungen stattfinden und welche Projekte umgesetzt werden sollen.
Auch ein Flyer entsteht, in dem unser Jahresprogramm und unsere Pläne aufgeführt werden.
Am 23. Januar fahren einige Lucies zur „Wir-haben-es-satt-Demo“ nach Berlin. Mit vielen anderen Aktivist*innen und Bürger*innen demonstrieren sie für eine Agrarwende und eine enkeltaugliche Landwirtschaft.
Unsere Umweltpädagogin Nicole bleibt uns weiter erhalten, denn es gibt für sie wieder eine Förderung für Umweltpädagogik mit Schwerpunkt Klimaschutz. Neben uns unterstützt sie nun auch das Schwesterprojekt „KlimaWerkStadt“. Die ersten Anfragen für Veranstaltungen trudeln schon im Januar bei ihr ein.
Den Färbergarten, den Nicole 2019 mit einer Gruppe angelegt hatte, kann sie leider nicht weiter vollumfänglich betreuen. Dafür kommen nun zwei Kindergruppen aus der Neustadt zu uns, die Teile des Beetes für sich nutzen. Die eine Gruppe ist die AG aus der Grundschule Oderstraße, die uns schon seit 2 Jahren regelmäßig besucht. Die andere Gruppe ist eine Hortgruppe aus der Kindertagesstätte der St. Pauli Gemeinde. Beide Gruppen dürfen kommen, wann immer es zeitlich passt, um auf dem Platz zu gärtnern.
Frühjahr
Anfang März finden die ersten und vorerst letzten Veranstaltungen statt. Am 1. März veranstalten wir in der KlimaWerkStadt auf der anderen Straßenseite eine Pflanzentauschbörse. Die bisher best besuchte. Weitere sind eigentlich in Planung. Am 7. März findet dann die alljährliche Lucie-Saatguttauschbörse, dieses Mal in der Grünen Oase im Mädchen_kulturhaus, statt. Es gibt Kaffee und Kuchen und rund 60 Menschen tauschen ihr mitgebrachtes und selbst geerntetes Saatgut.
Langsam wird deutlich, dass es auf hoffentlich absehbare Zeit erstmal schwierig werden könnte, größere Veranstaltungen auszurichten. Am 15. März können wir noch einen Besuch beim NABU Bremen machen und kaufen dort einen ganzen Schwung heimischer Sträucher für den Platz. Dort treffen wir auch auf ein Filmteam des NDR, das uns gerne bei unserer Sträucherwahl begleiten würde. Unverhofft entsteht daraus die Gelegenheit, auch auf dem Platz zu drehen. Im Laufe des Jahres werden uns Joop und seine Kollegen noch häufiger besuchen und die Entwicklung der Sträucher filmisch begleiten. Noch am selben Tag pflanzen wir unsere neuen Gewächse bei strahlendem Sonnenschein, bevor es auf dem Platz vorerst für eine Weile ruhiger werden soll. Bis Ende August sagen wir alle Veranstaltungen ab.
Auch die Kindergruppen dürfen uns vorerst nicht besuchen, sodass das Anlegen und Gestalten ihrer Beete sich schwierig gestaltet. Nur die Gruppe aus der Oderstraße schafft es letztendlich noch zweimal vor den Sommerferien zu kommen.
Das Insektenhotel, das letztes Jahr im Herbst endlich fertig geworden ist und kurz darauf leider von einigen Randalierern umgeschmissen wurde, wird wieder richtig aufgestellt und diesmal noch besser verschraubt. Nach dem Wiederaufbau ist nun noch Platz, Lücken wieder zu füllen. Aber das muss noch etwas warten.
Anfang Mai gründen wir eine Pflanzentauschgruppe bei Telegram (t.me/pflanzentauschbremen), da unsere Tauschpartys ausfallen müssen. Mittlerweile hat sie 750 Mitglieder und es können jeden Tag Pflanzen getauscht werden.
Am 08 und 09. Mai gibt es dann anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus bundesweit die glänzenden Aktionstage. Auch auf der Lucie gibt es eine kleine Aktion. Eine weiße Rose wird gepflanzt, das Klo in Regenbogenfarben angemalt und mit Folie eine goldene Taube sichtbar auf den Platz gelegt.
Im Mai kommt auch das Filmteam erneut vorbei.
Sommer
Es ist Sommer und auch auf der Lucie gibt es wieder ein bisschen mehr Leben. Wir bauen ein neues Hochbeet direkt vor der Sandkiste und verzieren es mit einem riesigen hölzernen Regenbogenfisch. Zwischendurch werden wir immer wieder von der Gemüse Ackerdemie mit Pflanzen beschenkt, die Platz in den vielen Beeten finden. In denen wächst dieses Jahr weniger Gemüse, dafür mehr Gründüngung und Blumen.
Es folgen weitere kleine Projekte. Ein Einkaufswagen und eine Mülltonne werden bepflanzt. Aus alten Regenschirmen entsteht eine Wimpelkette, die nun den Platz schmückt und endlich werden auch zwei weitere selbstgebaute Bänke aufgestellt.
Ein Ausflug zur Gärtnerei Rühlemanns beschert dem Platz weitere ausgefallene Duftpflanzen und Kräuter und auch das unvermeidliche Gießen hat wieder einen festen Platz im Alltag der Lucies. Denn auch im Gemeinschaftsgarten ist der Klimawandel deutlich spürbar. Im dritten Hitzesommer in Folge ist regelmäßiges Gießen leider unerlässlich.
Anfang Juli bekommt der Platz Besuch von der Initiative Clean Up Your City. Eine kleine Gruppe von engagierten Ehrenamtlichen sammelt etwa 3200 Kippen auf der Lucie ein. Ein Zeichen dafür, dass der Platz viel genutzt wird – aber auch dafür, dass noch immer kaum Bewusstsein dafür herrscht, wie schädlich das unbedarfte Wegschnippen einer Kippe in die Umwelt ist.
Im Sommer zieht es leider auch immer mal Besucher*innen auf die Container-Plattformen. Dort wohnen unsere Bienen und die finden es überhaupt nicht gut, wenn ihre Beuten verschoben und sie gestört werden.
Anfang August bekommen wir außerdem wieder Besuch vom Bürgerhaus Obervieland, dieses Mal mit zwei Gruppen im Rahmen ihres Ferienprogramms. Die Kinder lernen viel über das Leben der Insekten und eine Gruppe baut auch ein paar neue Elemente für das Insektenhotel, um ein paar Lücken aufzufüllen.
Der Sommer verwöhnt uns lange in diesem Jahr. Anfang September bekommen wir erneut Besuch. Dieses Mal von einer Gruppe von SKUMS, die uns bei einem Day of Caring auf dem Platz unterstützen. Wir bauen ein weiteres Hochbeet mit Fisch, ein Rosenbogen schmückt nun den Eingang von der Grünenstraße aus, der Kompost wird gesiebt und neu aufgesetzt, Fugen ausgekratzt, Gründüngung gesät und Unkraut gejätet. So müsste jedes Gärtnern sein.
Auch die Kindergruppe vom St. Pauli-Hort darf nun im September das erste Mal in den Garten zu ihrem Beet kommen. Nicole gibt den Kindern eine kleine Einführung in unser Projekt und den Garten und ab da kommt die Gruppe dann noch ein paar Mal, jätet, gräbt um und sät Gründungung, um den Boden für das nächste Jahr vorzubereiten und fruchtbarer zu machen.
Am 13. September findet ebenfalls bei großartigem Wetter der einzige Flohmarkt des Jahres statt. Die Besucher*innen sind begeistert und das Hygienekonzept funktioniert hervorragend.
Wenige Tage später werden wir mit dem Flügelkonzert „Beflügelt“ verwöhnt und auch Nachbar*innen organisieren in dieser Zeit ein eigenes Konzert auf dem Platz.
Langsam neigt sich der Sommer dem Ende entgegen. Imker Tim schenkt uns Honig von den Lucie-Bienen und wir bereiten den Platz nach und nach auf Herbst und Winter vor.
Herbst und Winter
Ein Ausflug nach Strom am 9. Oktober lohnt sich für den Garten, denn wir bekommen einen ganzen Anhänger Pferdemist geschenkt, den wir auf den Beeten verteilen können.
Ein letztes Mal kommt uns auch das Filmteam besuchen und am 10. November wird die Nordreportage „Der Bremer Sträucherheld“ ausgestrahlt, in der auch die Sträucher auf der Lucie einen Platz haben.
Der geplante Workshop zum Thema Ernährungssouveränität muss leider ausfallen. Aber die ersten Pläne für die nächste Saatguttauschbörse werden schon vorsichtig geschmiedet.
Vereinzelt wird noch gegärtnert, ein Laubkompost wird angelegt, das Bett-Beet umgegraben, bevor auch auf der Lucie wieder Winterruhe einkehrt.
Einen Abschied müssen wir Ende des Jahres noch beklagen, denn unsere Umweltpädagogin Nicole hat sich entschlossen, in Zukunft ihrem eigentlichen Beruf als Biologin nachzugehen und gibt deshalb Ihre Stelle am Ende des Jahres ab. Ihre Nachfolgerin wird Julia Völker. Danke, Nicole, für deinen Einsatz! Und herzlich willkommen, Julia!
Den Container schmückt im Dezember ein wunderschöner Lichterkranz aus Fahrradfelge und Tannengrün und wir hoffen darauf, dass wir im nächsten Jahr wieder so richtig durchstarten können.
