Vogel mit Wurm

Glänzende Aktionstage 2020

Politische Positionierung gegen rechten Populismus und für die Kunstfreiheit

Pressemitteilung im Stadtteil-Kurier am 11.05.2020

Neustadt. Anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus haben sich die Stadtgärtner und -innen auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt an den Glänzenden Aktionstagen des Kulturbündnisses Die Vielen beteiligt. Anstelle eines Saisonstarts, der wegen der Corona-Krise ausfallen muss, hissten sie goldfarbige Fahnen – das Symbol des Kulturbündnisses – als Zeichen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung. Außerdem wurde als Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur in Bezug auf die NS-Verbrechen eine weiße Rose im Stadtgarten gepflanzt. Bevor der Lucie-Flechtmann-Platz im Jahr 2001 hergerichtet wurde, gehörte das Gelände zur benachbarten Firma Klein-Schanzlin – Bestenbostel GmbH (KSB). Dem heutigen Pumpenproduzenten KSB, zu Kriegszeiten eine Dampfmaschinenfabrik, ist im Januar 1942 ein eigenes Lager für Zwangsarbeiter in der Grünenstraße zugeteilt worden. Das Lager wurde bei einem Luftangriff am 18. August 1944 vollständig zerstört. Über den Verbleib der bis zu 200 dort untergebrachten Zwangsarbeiter und -innen ist nichts bekannt, wie im Internet unter www.spurensuche-bremen.de zu lesen ist. Mit ihrer jetzigen Aktion und der gepflanzten weißen Rose wollen die Stadtgärtner und -innen die Erinnerung an das Schicksal der Zwangsarbeiten wachhalten.

„Über das Lager der Zwangsarbeiter und -innen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ist kaum etwas bekannt“ kritisiert Gärtnerin Rebecka Schlecht. „Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der Menschen nicht aufgrund ihrer Andersartigkeit diskriminiert werden, sondern Vielfalt als eine Bereicherung erkannt und gefeiert wird.“ Dazu gehöre eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit genauso wie ein offener Dialog über andauernde, postkoloniale und rassistische Strukturen. Die Teilnahme der „Lucies“ an den Glänzenden Aktionstagen soll das Augenmerk darauf richten, dass eine freie, demokratische Gesellschaft nur durch aktiven Einsatz aller Menschen entsteht. In diesem Sinne freuen sich die Gärtner und -innen jederzeit über neue Aktive, die den Stadtgarten in Zukunft mitgestalten möchten.

Unser Klohäuschen hat nun auch ne Aussage! *richtig gut*

Eine glänzende Friedenstaube soll an das Kriegsende und dem Ende des Nationalsozialismus erinnern.